Typisch deutsch steht heute für ängstlich, umständlich, kleinkariert, kratzbürstig. Wir werden nach hinten durchgereicht und finden das total ungerecht. Weil die anderen Nationen einfach nichts von uns lernen wollen.
Wir gehen nur bei grün über die Straße – auch in ausgestorbener Nacht.
Unsere Beamte faxen gern – und die Arztpraxen drucken gern.
Wir gönnen uns aus Nostalgie zwei Regierungssitze – und alle 200 Meter eine Apotheke.
Wir schmeißen tonnenweise Essen weg – und nehmen unser Brot mit in den Urlaub.
Wir stehen sonntags gern vor verschlossenen Läden – und rennen unter der Woche vor wie Kinder, wenn eine neue Kasse öffnet.
Wir lassen uns am Karfreitag das Tanzen verbieten – und zahlen dafür auch noch Kirchensteuern.
Wir finden Schmuddelmünzen besser als Kartenzahlung.
Wir haben Angst vor Atom, Öl, Fracking, Biomasse, Wasserkraft, Solar, Wind – und vor veganer Wurst.
Und fragen uns dann: Wird das noch mal was mit uns?
Der Fernsehmoderator, Kolumnist und Autor Marcus Werner meint: Ja, gerne!, und blickt mit dem Humor der Verzweiflung auf sein Land, legt den Finger in die Wunde – das quält und tut gleichzeitig gut wie das Jucken, wenn die Wunde heilt.